20. Januar 2007

Karawane, bring den Fortschritt!

Das ist sie also, die Servicewüste: Gespannt sieht er durch den Eingang hinaus ins Nichts. die Stimme seiner Tante hallt noch in seinem Kopf: „Ein ungemütlicher Landstrich – größtenteils nur unfreundliche Menschen."
Ist es vielleicht Methode, um international mit einem bestimmten Menschenschlag zu werben, der dem bekannten „Wiener Grantler“ um Nichts nachsteht? Quasi „der Provinzler macht auf Hauptstädter“ - eine Provinzposse, als Hommage auf den hier geborenen Nestroy? Oder ist es einfach nur ein Spiegelbild der Region – der man an der Größe und weniger Pracht der Häuser in den Siedlungen schon ansieht, dass hier die Leute immer etwas genügsamer waren oder auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage sein mussten. Oder ist alles gar nur eine Einbildung der „Zugrasten“, eine Form des „sich besser Vorkommens“ ?
Es gibt viele Begebenheiten, die diese These der Einbildung rasch zu entkräften scheinen. Als der Fortschritt schon lange ins Land Einzug gehalten hatte und beinahe überall wlan Hotspots zum täglichen Leben zählten, da geschah das technische Wunder und in der Pension zog ein „Faksimile-Hotspot“ ein. Fantastisch, diese Errungenschaft, die sogleich auf der Homepage gepriesen wurde, weil Sie von nun an auch den Gästen zugänglich sein sollte.
Und wie es der Fortschritt so will, hat das alles größere und kleinere Tücken– manche Leser werden das jetzt wohl eher als „missing trouble-shooting intelligence“ abtun, von ihm, der zu dieser Zeit noch immer die aberwitzige Idee hatte, selbst als Brunnen in der Wüste fungieren zu können.
Vervielfältigt er wunschgemäß, so stand er vor dem Problem, das Kopierte dem Zahlungswilligen Auftraggeber adäquat in Rechnung zu stellen. Also kommt er der Order nach, dem Schwärzungsgrad der angefertigten Seiten in Fernmeldegebühren ausdruck zu verleihen. Durchaus eine gute Idee, jedoch glaubte er nicht, dass es eine Firma geben würde die vielleicht Kosten für fiktive Telefongesrpäche als Vervielfältigungsspesen akzeptieren würde.
Aber man sollte jetzt vor allem Eines nicht vergessen: Die wüste ist mitunter ein sehr, sehr stiller Ort, so kann es schon vorkommen, dass ein modernes Gerät aufgrund seiner fremden Geräusche für manche leicht etwas beunruhigend und furchterregend sein kann. So ist auch diese Begebenheit mehr als verständlich: Da erdreistet sich tatsächlich ein Gast dem Luxus einer Vervielfältigung zu fröhnen. Unglaublich – umso klarer die Entrüstung, man sei hier eine Pension und eben kein Copyshop. – da schien sie wieder, die gleißende Sonne in der Wüste, die ALles vertrocknen ließ!
An das alles denkt er, als er hinausblickt und sich insgeheim wünscht, dass die nächste technische Neuerung nicht so schnell den Weg in die Wüste finden werde.
So geht die Sonne unter und bald würde wieder ein neuer Morgen dämmern........

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